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Was macht eigentlich eine regulatorische Ökotoxikologin?

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Was für viele wie unverständliches Kauderwelsch tönen mag, ist in Wirklichkeit die Bezeichnung für einen spannenden Beruf an der Schnittstelle zwischen Umwelt und Chemie.

Women in Business / Daniel Graf

Allgemein ausgedrückt befasst sich die Ökotoxikologie mit den Auswirkungen von chemischen Stoffen auf die Umwelt.

Als regulatorische Ökotoxikologin operiert man an der Schnittstelle zwischen behördlichen respektive gesetzlichen Anforderungen und den Ergebnissen aus dem Labor. Ziel ist es stets, Chemikalien aufgrund vorliegender Testergebnisse aus dem Labor hinsichtlich der Wirkung auf die Umwelt zu bewerten und auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zu überprüfen.

Für die BASF, das nach Umsatz und Marktkapitalisierung weltweit grösste Chemieunternehmen, tut dies unter anderem Eva Lammer.

Zur Veranschaulichung nennt sie auch gleich ein Beispiel: „In der aquatischen Ökotoxikologie wird die Wirkung von chemischen Stoffen auf Algen, Daphnien – eine Krebstiergattung – und Fische durch standardisierte Versuche im Labor geprüft. Mittels gestuften Teststrategien an diesen ausgesuchten Stellvertreterorganismen wird die Gefährlichkeit eines Stoffs für die Umwelt abgeschätzt und das Risiko beurteilt. “ Um mögliche langfristige Effekte von Chemikalien auszuschliessen, werden darüber hinaus Langzeitstudien vor allem mit Daphnien und, wenn notwendig, mit Fischen durchgeführt. Und damit nicht genug: Zur weiteren Abschätzung des Verhaltens eines Stoffs in der Umwelt wird der biologische Abbau der Chemikalie ermittelt und es wird untersucht, ob sich die Stoffe in der Nahrungskette anreichern können, was fatale Folgen mit sich ziehen würde.

Bis hierhin geschieht alles im Labor, unter der Aufsicht von Biochemikern und Chemielaboranten. Sind die Testreihen einmal abgeschlossen und die Ergebnisse bekannt, landen diese auf dem Schreibtisch der Ökotoxikologin. Nun beginnt ihre eigentliche Arbeit. Sie erstellt einen Bericht, der eine ausführliche Risikobeurteilung der getesteten Stoffe beinhaltet. Dazu trägt sie alle Versuchsergebnisse zusammen und interpretiert diese vor dem Hintergrund der gesetzlichen Verordnungen – schlussendlich entscheidet sie in Abstimmung mit den Behörden, ob eine Chemikalie für die Umwelt langfristig unschädlich ist und zum Einsatz kommen kann.

Keine unbedeutende Aufgabe: Die Stoffe, die sie bewertet und zur Verwendung freigibt werden mitunter in Grössenordnungen von bis zu 1000 Tonnen und mehr pro Jahr produziert und verwendet. Präventiv wird das Risiko abgeschätzt, um den nachhaltigen und sicheren Umgang mit Chemikalien zu gewährleisten. „Es ist ein herausfordernder und verantwortungsvoller Job, volle Konzentration während der Arbeit ist absolute Voraussetzung.“ Und die Aufträge werden ihr so schnell nicht ausgehen: Per 1. Juni 2007 hat die EU die sogenannte REACH-Verordnung eingeführt.

REACH steht für „Registration, Evaluation and Authorisation of Chemicals“ und hat die Sicherstellung des hohen Schutzniveaus von menschlicher Gesundheit und der Umwelt zum Ziel. Konkret bedeutet dies für die Ökotoxikologin bei der BASF, dass sie mit ihrem Team bis ins Jahre 2018 mehrere tausend Stoffe neu auf ihre Schädlichkeit prüfen und unter REACH registrieren lassen muss. „Eine spannende und wichtige, wenn auch zeitintensive Aufgabe.“ Für die BASF wie auch für Lammer ist klar, dass der Aufwand dafür absolut notwendig ist. Schliesslich liegt sowohl dem Unternehmen als auch der Person der Erhalt einer intakten Umwelt am Herzen.

Ausbildung

Eva Lammer hat an der Universität Heidelberg (D) Biologie studiert. Im Hauptstudium wurde ein Praktikum in der Ökotoxikologie angeboten, dessen Beschreibung sie faszinierte. Also zögerte sie nicht lange und meldete sich für das Praktikum an, welches sie so begeisterte, dass sie ihre Diplomarbeit auf diesem Gebiet schrieb und im Anschluss auch zu diesem Thema promovierte. Denn einen eigentlichen Studiengang „Ökotoxikologie“ gibt es nicht. Das Erlernen dieses Berufs ist über ein Studium der Biologie, Chemie, Umweltwissenschaften oder Ähnlichem mit entsprechender Spezialisierung möglich. Renommierte Ausbildungsstätten in der Schweiz für diese Fachrichtungen sind die EAWAG sowie die Universitäten in Bern, Basel und die ETH Zürich.



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